Auch knapp zwei Monate nach dem 1:2 der deutschen Nationalmannschaft im Halbfinale der EM 2012 gegen Italien und dem damit verbundenen vorzeitigen Ende aller Titelträume, halten die Diskussionen über die Gründe für die Niederlage gegen die Squadra Azzurra an.
Während einige Experten insbesondere auf die Führungsspieler wie Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger zielen und diesen vorwerfen, in kritischen Situationen kein Zeichen gesetzt zu haben, wie es bei früheren Erfolgen beispielsweise Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus oder Matthias Sammer getan haben, steht auch Bundestrainer Joachim Löw wegen seiner zweifellos nicht ganz verständlichen Aufstellung im EM-Halbfinale in der Kritik. Vor allem, dass er am augenscheinlich nicht fitten Schweinsteiger und an Lukas Podolski, der schon vor dem Halbfinale ein schwaches Turnier gespielt hat, festhielt, muss sich Löw vorwerfen lassen. Aber auch die nicht wirklich nachzuvollziehende Maßnahme, Toni Kroos als Schatten von Italiens Spielmacher Andrea Pirlo zu bringen, wodurch Mesut Özil häufig auf den rechten Flügel ausweichen musste und so seiner Wirkung für das deutsche Offensivspiel beraubt wurde, sind berechtigte Argumente für eine Teilschuld Löws.
Bundestrainer verweist auf Entwicklung der Mannschaft
Dennoch ist auch der Verweis des Bundestrainers vor dem Testspiel gegen Argentinien, dass sich seine Mannschaft in den vergangenen Jahren stetig entwickelt habe und über so viel Potential verfügt wie kaum eine andere Nation auf der Welt, berechtigt. Mehr als verständlich ist es zudem, dass sich Löw gegen die vor allem von Seiten des Boulevard unsachliche und überaus populistische Kritik zur Wehr setzte. Nichtsdestrotrotz hätte dem Bundestrainer auch ein gewisses Maß an Selbstkritik gut getan und auf die Erklärung seiner Aufstellung für das Italien-Spiel wartet man auch noch heute.
Unabhängig davon ist es nun an Löw, die richtigen Schlüsse aus dem Halbfinal-Aus bei der EM 2012 zu ziehen und seine Mannschaft für die WM 2014 auf ein nochmal höheres Niveau zu hieven. Dafür sind auch nicht einfache Entscheidungen nötig. Unter anderem wird von einigen Beobachtern die Rolle von Podolski hinterfragt, der mittlerweile zwar 101 Länderspiele absolviert hat, in großen Spielen aber zu häufig untergetaucht ist. Gut möglich, dass der ehemalige Kölner nach seinem Wechsel zum FC Arsenal mehr denn je um seinem Platz im DFB-Team bangen muss, denn mit Andre Schürrle, Marco Reus, Mario Götze oder Julian Draxler drängen zahlreiche hochveranlagte Offensivspieler in die Mannschaft, die möglicherweise eher das gewisse Sieger-Gen besitzen als Prinz Poldi, der es auch in Köln nicht schaffte, wirklich als Leitfigur voranzugehen und den Abstieg zu verhindern. Kann sich der mittlerweile 27-Jährige in London nicht behaupten, könnte die EM 2012 sein letztes großes Turnier gewesen sein.